Sonntag, 13. März 2011

Eingreifen in Lybien?

5. März 2011

Eingreifen in Lybien?

Soll die Nato den Anti-Gaddafiisten helfen? Usw. Viele Antworten.

Eine ist die von Laozi. Die weiche Zunge besiegt die harten Zähne, sagt uns Laozi. Bis zum „Sieg“, beißen die Zähne aber erst einmal ins Gras: „Härte und Stärke sind die Soldaten des Todes“ (Lao-tse, 1996, S. 46).

Die daoistische Position somit: Zurückweisung jeder Art von Intervention in die Autonomie von Systemen. Ob Schule oder Wirtschaft oder Religion oder Politik. Wer etwas ändern will, ändert sich selbst. Auch Intervention zum (vom Eingreifer konstruierten) Vorteil weist der Daoist zurück. Verantwortliches, ethisch gebotenes Nicht-Handeln (wuwei). Eine harte, rigorose, für viele unmenschliche Position. Nahezu eine Delegation von Emotion an Roboter – die, unsere Vorhersage, bei Extrapolation der Interventionswut der politischen Akteure, ohnehin die Herrschaft an sich reißen. „Wir sind doch keine Roboter“, äußert der Sprecher der sozialistischen Parlamentsfraktion in Frankreich. Wir machen eine „intelligente Opposition“. [1]

Können wir zwischen guter und schlechter Intervention unterscheiden? Der Daoist sagt nein. „Intervention ist Intervention und ist inhärent destruktiv und ungeeignet“ (sagt Russell Kirkland, ein Daoismusforscher). Hier finden wir einen großen Unterschied zum Konfuzianismus. Letzterer herrscht auch im modernen China und ist direkt anschlußfähig an westliches Denken mit seiner Angst vor Chaos und Instabilität. Läßt man die Welt allein, tendiert sie zum Chaos, wir sind aufgefordert, zu kontrollieren, einzugreifen, zu stabilisieren, Menschenrechte zu sichern. Nicht nur, wenn solches, in einer komplexen Welt autopoieiischer Systeme funktionieren würde. Sie ist auch niemals losgelöst von den Ambitionen, Wünschen, Egoismen und Machtspielen derjenigen, die sie initiieren. Es gibt keine „reine“ Intervention engelgleicher Natur. Engel sind geschlechtlose, emotionsfreie, spirituelle Roboter.



[1] Le Monde, 27. Juni 2007, S. 32. Diskriminieren Aussagen wie diese nicht die Spezies der Roboter und widersprechen dem Geist des Antidiskriminierungsgesetzes, insbesondere angesichts des Umstandes, daß Roboter, schon heute mehr im Kopf haben, als die meisten Menschen jemals an intellektueller Leistung aufbringen, schlagen sie doch bereits menschliche Schachweltmeister mit der Qualität ihrer künstlichen Intelligenz.

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