Dienstag, 13. September 2011

Euro-Krise: Kein Ende in Sicht?

Pech gehabt. Die FT vom 3. September 2011 in die Hand bekommen. Folge: ein Blog. Statt Laozi Euro-Krise.

“Greek puts € 8 bn bail-out aid at risk”, der Aufmacher auf Seite 1. Die Vertreter der EU, des IMF und der EZB hatten einen Wutanfall und sind aus Athen abgereist. Wegen was? Weil die Griechen 1.2 Mrd. Euro mehr Defizit machen als vereinbart? Dazu kommt das griechische Hin und Her über sog. Strukturreformen, Privatisierungspläne und gescheiterte Bemühungen noch mehr Steuern einzutreiben. 1.2 Mrd. sind eigentlich ein makroökonomischer Witz. Etwas mehr als ein Prozent von dem, was die Amerikaner jedes Jahr für die Verteidigung von Kriegen ausgeben. In finanzkapitalistischen Arbitragesystemen lösen jedoch auch kleine Irritationen Spekulationswellen aus, welche Politik und Rechtssysteme nicht zu zügeln vermögen und welche die ökonomische Wissenschaft vor kognitive Herausforderungen stellt, die gleichgewichtsanalystische Paradigmen überfordern.

Der griechische Finanzminister Evangelos Venizelos äußert sich zu den Vorwürfen der drei makroökonomischen Staatsanwälte: Die griechische Regierung habe keine Pläne zusätzliche Sparmaßnahmen zu ergreifen. Das steigende Haushaltsdefizit resultiere aus einer stärkeren als erwarteten Rezession, Folge: mehr Ausgaben und weniger Einnahmen. Das wußte doch jeder schon vorher. Bachelorstudium in VWL. Strafpredigt von Dr. Merkel. Was schlagen die EU-Mandarine als Lösung vor? Nichts zu erkennen, wie seit einer Dekade. “Es ist das Anwenden dessen, was man gelernt hat, das Arbeiten auf den überkommenen Grundlagen, das Tun dessen, was alle tun. Auf diese Art wird nie ,Neues' geschaffen, kommt es zu keiner eigenen Entwicklung jedes Gebietes, gibt es nur passives Anpas­sen und Konsequenzenziehen aus Daten" (Joseph A. Schumpeter, 1911/2006, S.124).

Die Märkte bewerten Griechenland als Bankrottstaat. Anfang September lag die laufendende Verzinsung für einjährige Staatsanleihen bei 88 Prozent. Dahinter steht ein Totalversagen der Politik in Europa/EU und Griechendland.

Mit 5 Minuten Brainstorming und solider Theorie läßt sich eine griechische Tragödie auffangen – ohne Einsatz keynesianischer Aktionsparameter.

In Kürze werden wir wissen, was die Weisheit des Volkes, vertreten im Deutschen Bundestag, zum Niedergang der Eurozone zu berichten hat. Die Bildzeitung wußte es schon vorher, am 3. September die Bestätigung: „Griechen-Schulden ausser Kontrolle! Bild hat die Katastrophe kommen sehen. Verkauft doch eure Inseln, ihr Pleite-Griechen.“

Vielleicht drehen die Griechen nun endlich durch und werfen hin, angesichts der „geistigen Germanisierung“ (Nietzsche, Völker und Vaterländer) des politikökonomischen „Diskurses“. Retter gibt es genug. Auch für einen holländisch Kranken. China wartet. Libyen ertrinkt im Geld. 160 Mrd. Dollar Währungsreserven, nach Schätzungen der Weltbank (FT, 3.9. 2011, Libya and Gold, S. 24.) Alle raufen sich um das Geld. Es gab einmal Zeiten, in denen griechisches und islamisches Denken auf wunderbare Weise harmonisierten. Austritt aus dem Währungsverbund, Schuldenschnitt. Bild schreit dann erst richtig auf. Ein Audi wird für die Griechen unbezahlbar. Die Chinesen liefern dann endlich die Stents für die griechischen Herzversager. Chinesische Mandarine, libysche Dollars plus griechische Intelligenz wer braucht dann noch B2 (Brüssel und Berlin)?

Ist natürlich vollständig außerhalb der Vorstellungswelt der Entscheider. Wenn wir uns grundsätzlicher mit den Krisen in der westlichen Welt inklusive Japans (von den Japanern selbst als Quasi-Kolonie der USA betrachtet: wer einige Jahre zurückblättert: Krise in Japan „made in the US“ ) beschäftigen, sind vier Wirkungsströme zu nennen.

1) Entwicklungsdynamik (Logik der Neukombinationen)

2) Finanzkapitalismus auch als „Neoliberalismus“ bezeichnet

3) Demokratische Motive und Prozesse der Verschuldung. Machterhalt/gewinn durch Schulden. inHi

4) Dominanz keynesianischer Aktionsparameter.

Der erste und dritte Komplex sind blinde Flecke im sog. Diskurs. Alle vier wirken zusammen, ließen sich jedoch getrennt therapieren. (2) spielt mit (3) und (4) schafft Futter für (2). (1) bleibt unentwickelt und hat eine neue Heimat in Greater China gewonnen. Wenn China sich dem Druck der U$A und ihrer Institutionen (IMF, Weltbank, auch die EU mischt mit) beugt, also (2) importiert, wird die Depression der 30-er Jahre des 20. Jahrunderts als kleiner Unfall der kapitalistischen Maschine in die Geschichte eingehen. Was aus 1-4 für die Gestaltung eines „Krisenmanagement“ folgt, bedarf keiner Kommentierung. Die theoretische Ignoranz der Entscheider wird in einer globalisierten Ökonomie zum Wohlstandsvernichter.

Für den Ökononem zu beobachten ist die Beherrschung der Welt durch Geld. Alle Teilsysteme der Gesellschaft werden durch „Zahlungen“ (Niklas Luhmann) gesteuert. Politik hat mit Geld Stimmen, d.h. Macht gekauft und wird nunmehr durch die Märkte zurechtgewiesen. Die Finanzmärkte, chaotisch, habgiermemetisch, im Sekundentakt sich reproduzierend, beherrschen die Stimmenmaximierer. Die Politik zügelt die Schuldenproduktion nicht aus eigenem Antrieb, sie wird von den Märkten dazu gezwungen. Schuldenkontrolle ändert aber wenig an einer Politik, welche (1) nicht auf die Rolle bringt.

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